Habt Ihr schon gewusst, dass ein Rind durch seine seitlich angeordneten Augen ein beeindruckendes Sichtfeld von 330 Grad hat, wohingegen der Mensch nur eines von 180 Grad hat? Das bedeutet, Kühe haben fast einen Rundum-Blick und können sich von der Seite nähernde Menschen oder Gegenstände bereits viel früher wahrnehmen als wir, ohne dafür den Kopf wenden zu müssen.
Allerdings ist ihr Bildauflösungsvermögen deutlich geringer: Die Sehschärfe beträgt nur etwa 30% von der unseren. Alles, was weiter entfernt ist als 1,5m wird von der Kuh nur verschwommen wahrgenommen.
Außerdem braucht das Rind 5x länger, um sich an veränderte Lichtverhältnisse zu gewöhnen – das ist auch der Grund, weshalb Rinder zögern, wenn sie vom Stall auf die Weide gelassen oder auf dunkel wirkende Anhänger verladen werden und man ihnen entsprechend Zeit geben sollte.
Jedoch sind sie aufgrund einer reflektierenden Schicht, dem sogenannten Tapetum lucidum auf der Netzhaut, in der Lage nachts deutlich besser zu sehen als wir Menschen. Daher ist es wichtig, dass die Beleuchtungsintensität im Stall in der Nacht nie mehr als 10 Lux beträgt, damit ein normaler Melatoninanstieg und daraus folgend ein gesunder Tag-Nacht-Rhythmus gewährleistet wird.
Der Mythos, dass ein Stier von der roten Fahne des Toreros aggressiv wird, ist übrigens auch nichts als eine Farce, denn: Sie können aufgrund fehlender Rot-Rezeptoren im Auge überhaupt kein Rot erkennen und nehmen die Umwelt vor allem in grünen, gelben und blauen Tönen wahr. Somit wird das Tier nicht durch die Farbe gereizt, die für sie eher gräulich erscheint, sondern durch das Wedeln des Toreros mit der Fahne. Wir Menschen nehmen 15-16 Einzelbilder pro Sekunde wahr, das Rind hingegen 50-60 Bilder. Daraus ergibt sich, dass Bewegungen, die wir als ruhig und flüssig empfinden, vom Rind als deutlich schneller und abgehakter gesehen werden, weshalb hektische Bewegungen im Umgang mit dem Rind viel intensiver wahrgenommen werden und Panik auslösen können und daher in jedem Fall vermieden werden sollten.
Das sieht die Kuh, wenn sie in den Melkstand eintritt
Ebenfalls sehr interessant ist das Hörvermögen eines Rindes – sie können bereits in viel hochfrequenteren Bereichen Geräusche wahrnehmen als wir. Ethologen vermuten, dass dies dadurch begründet sei, dass sie von Natur aus Beutetiere sind und Feindsignale, wie bspw. das Knacken von Ästen oder Warnrufe von Vögeln, essenziell für sie sein können. So erklärt sich auch, weshalb Rinder bei hohen, schrillen Klängen panisch werden. Tiefe, sonore Töne hingegen werden als wohltuend wahrgenommen, weshalb es empfehlenswert ist, beim Ansprechen eines Rindes die Stimme zu senken.
Quellen:
Meine Mitschriften aus einer Vorlesung
https://www.wochenblatt-dlv.de/feld-stall/tierhaltung/so-sehen-kuehe-umwelt-569615
https://www.wochenblatt-dlv.de/feld-stall/tierhaltung/so-sehen-kuehe-umwelt-569615
https://kuh-und-oxn-schule.de/wie-sehen-rinder-die-welt.html
https://die-fruchtbare-kuh.ch/herde/die-herde-betreuen/was-die-herde-sieht
Verfasser: Alexandra Krostewitz